Verlauf der IPF
Der Verlauf der Erkrankung ist meist langsam progredient. Der Verlust an Lungengewebe und der Umbau in Narbengewebe führen zu einer kontinuierlichen Verschlechterung mit zunehmender Einschränkung der Lungenfunktion. Eine Abnahme der Lungenfunktion (insbesondere der VC) über 10% in einem Jahr ist mit einem besonders hohen Sterlichkeitsrisiko verbunden. Phasen der langsam progredienten Verschlechterung können von Phasen der plötzlichen akuten Verschlechterung abgelöst werden, die als „akute Exazerbationen“ bezeichnet werden. Diese Exazerbationen treten häufig ohne erkennbaren Grund auf.
Wichtige bekannte Auslösefaktoren sind fortgesetztes Rauchen (daher ist unbedingte Nikotinkarenz erforderlich!) und bakterielle / virale Infektionen (unter anderem z.B. auch COVID19).
Die bereits eingetretene Verschlechterung ist in den meisten Fällen nicht mehr rückgängig zu machen, daher ist die Prognose der IPF derzeit leider immer noch
ungünstig und bewegt sich im Bereich mancher Krebserkrankungen. Umso wichtiger ist es daher, an einem ausgewiesenen Zentrum behandelt zu werden, damit Ihr Arzt/Ihre Ärztin auch richtig auf die
jeweils aktuelle Situation reagieren und notwendige Schritte rechtzeitig einleiten kann (Etablierung einer Langzeit-Sauerstofftherapie, Überweisung zur Rehabilitation, Behandlung etwaiger
Therapienebenwirkungen, Zusammenarbeit mit einem Transplantationszentrum zur zeitgerechten Listung…).
Therapie der IPF
Wenn eine IPF festgestellt wurde, ist die Einleitung einer Therapie dringend erforderlich.
Medikamentöse Therapie der IPF
Pirfenidone: Pirfenidone (Esbriet®) war das erste Medikament, das speziell für die Behandlung der IPF
entwickelt wurde und in Europa zugelassen ist. Es verfügt über antientzündliche, antioxidative und antifibrotische Eigenschaften und setzt daher an verschiedenen Stellen im Krankheitsprozess an.
Es kommt bei Patientinnen und Patienten mit mildem bis mittelschwerem Krankheitszustand zum Einsatz. Zwingend erforderlich ist eine zuverlässige Diagnosestellung, am besten durch ein
spezialisiertes Zentrum. Die durchgeführten Studien zeigen, dass unter Pirfenidone die Abnahme der Vitalkapazität deutlich geringer ausfällt als ohne Medikament. Auch ist der Prozentsatz der
Patientinnen und Patienten, die 5 oder sogar mehr als 10% der VC in einem Jahr verlieren, unter Behandlung mit Pirfenidone deutlich geringer. Das ist von Bedeutung, da besonders jene Patientinnen
und Patienten gefährdet sind, die einen raschen Lungenfunktionsverlust (>10% VC) erleiden. Schließlich ist auch die IPF-bezogene Mortalität unter Pirfenidone signifikant reduziert.
Bei der Behandlung mit Pirfenidone sind einige Besonderheiten zu berücksichtigen:
Die Dosis wird langsam bis zur Zieldosis erhöht.
Während der Behandlung müssen regelmäßige Laborkontrollen zur Beurteilung der Leberfunktion
durchgeführt werden. Das Medikament kann zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Sonneneinstrahlung führen (Photosensibilitätsreaktion). Sonnenbaden (einschließlich Höhensonne!) sollte daher unbedingt vermieden und Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor (>30) konsequent verwendet werden.
Nintedanib (Ofev®):
Ist das zweite in Österreich zuggelassen Medikament für die Behandlung der IPF und ist für alle Schweregrade der Erkrankung zugelassen. Nintedanib ist ein intrazellulärer Multi-Tyrosin-Kinase-Inhibitor. Eine antifibrotische Wirkung erfolgt über die Blockade verschiedener Tyrosin-Kinase-Rezeptoren, denen eine pathogenetische Rolle bei der Entstehung der IPF zugeschrieben wird, wie dem „platelet-derived growth factor“ (PDGF), „fibroblast growth factor“ (FGF) und dem „vascular endothelial growth factor“ (VEGF). Es zeigte sich in den Studien ebenfalls eine signifikante Reduktion des Verlustes der FVC nach einem Jahr im Vergleich zu Patienten ohne dieses Medikament.
Die Behandlung erfolgt in Kapselform mit zweimal täglicher Gabe (jeweils 150mg) alle 12 Stunden.
Die Kapseln sollten zu einer Mahlzeit eingenommen werden; sie sollten im Ganzen mit Wasser geschluckt und nicht zerkaut oder zerkleinert werden.
Während der Behandlung müssen regelmäßige Laborkontrollen zur Beurteilung der Leberfunktion und der Nierenfunktion durchgeführt werden.
Das Medikament kann zu Nebenwirkungen im Magen-Darm Bereich führen, insbesondere kann es zum vermehrten Auftreten von Durchfällen kommen, die aber mit geeigneten Medikamenten gut behandelbar sind.
Über die Kombination der beiden Medikamente gibt es derzeit keine ausreichenden Daten.
Stellenwert anderer Medikamente bei IPF
Cortison: Cortison wird nicht mehr zur Behandlung der IPF empfohlen. Es kommt jedoch bei „akuten Exazerbationen“ in Ermangelung anderer Medikamente
immer wieder zum Einsatz.
Azathioprin: Azathioprin wird zur Behandlung der IPF nicht mehr empfohlen, besonders nicht in Kombination mit Cortison und NAC ( N-Acethylcystein
).
Nicht empfohlene Medikamente
Tripple-Therapie: Die bis vor kurzem übliche „Tripple-Therapie“ mit N-Acetylcystein
(NAC, hochdosiert 3 x 600mg täglich), Cortison und Azathioprin ist für Patientinnen und Patienten mit neu diagnostizierter IPF nicht mehr zugelassen
(Panther-Studie).
Drei Endothelinrezeptor-Antagonisten wurden bisher bei IPF getestet:
Bosentan (2 Studien) mit negativem Ergebnis, sowie Ambrisentan ebenfalls mit negativem Ergebnis.
Eine Studie mit der deutlich gewebegängigeren Substanz Macitentan, die beide Endothelin-Rezeptoren (A und B) hemmt und als erfolgsversprechende Substanz galt,
zeigte keinen positiven Effekt; Macitentan ist daher ebenfalls nicht zur Behandlung der IPF zugelassen.
NAC: NAC ist ein Medikament, das häufig zur Behandlung von zähflüssigem Bronchialsekret bei Patientinnen und Patienten mit COPD eingesetzt wird,
damit das Sekret leichter abgehustet werden kann. NAC hat jedoch auch eine antioxidative Potenz und wurde daher bei der IPF eingesetzt. Die Ergebnisse einer großen Studie wurden 2014
veröffentlicht und NAC zeigte keinen Vorteil im Vergleich zu Placebo. Daher sollte NAC zur Therapie der IPF nicht mehr eingesetzt werden.
Auch Interferon-Y-1B, Sildenafil, Etanercept und Imatinib werden als ungeeignet zur Behandlung der IPF
eingestuft.
Weiter mit nichtmedikamentöser Therapie